Edi Harder legt nach 26 Jahren den Vorsitz bei „Stechern“ nieder. Ganz aus der Fasnacht zurückziehen wird sich Harder (Jahrgang 1955) aber nicht: Er wird Sitzungspräsident bleiben, in einem Ausschuss mitarbeiten und Vorsitzender des KGR-Fördervereins bleiben.
Dabei hatte er anfänglich gar nichts „mit der Fasenacht am Hut“. Dazu gestoßen ist er, als er und seine heutige Frau Ingrid 1983 auf Initiative des damaligen KGR-Präsidenten Karl- Heinz Pfeiffer das Rülzheimer Prinzenpaar verkörperte, worauf er noch stolz ist. Denn das Prinzenpaar vertrete nicht nur den KGR, sondern ganz Rülzheim, auch nach außen. Da der Prinz nach seiner Amtszeit in den Elferrat nachrückt, war Harder 1984 dort „Linksaußen“ und dafür zuständig, Sektflaschen zu öffnen, ohne dass es knallt. „Es brauchte ja nicht jeder zu hören, wie viel im Elferrat getrunken wird“, erzählt er spitzbübisch grinsend.
Als Pfeiffer ein Jahr später nicht mehr kandidierte, wurde Harder zum neuen KGR Vorsitzenden gewählt. Eine seiner ersten Entscheidungen war, Kurt Kupper zum neuen Sitzungspräsidenten zu ernennen. Einige Jahre später teilte sich Harder mit Kupper dieses Amt, seit zehn Jahren führt er allein durch die Prunksitzungen.
Zwischen 1990 und 1992 feierten die KGR-Aktiven große Erfolge. Die Garden und die Tanzmariechen waren mehrmals Deutsche Meister. Dann folgte die Abtrennung der Garden, die sich zum Tanzsportclub „Royal“ zusammenfanden. „Das war schon eine enorme Schwächung für unsere Prunksitzungen“, gesteht Harder. Im ersten Jahr nach der Trennung musste sich die KGR Hilfe von auswärts holen, doch es dauerte nur ein Jahr, „dann waren alle Garden wieder gefüllt“. Als der Krönungsball, bei dem das Prinzenpaar vorgestellt wurde, nicht mehr die Erwartungen erfüllte, wurde die „Gala“ geboren, eine Veranstaltung mit Showprogramm in einer „Erlebnis-Landschaft“, die neue Wege beschritt und zu einem Aushängeschild für die KGR wurde. Aber auch hier könnte man sich Gedanken über etwas neues machen.
Während seiner Amtszeit wurden die ehemalige Ranch zum Vereinsheim umgebaut und 2008 der Anbau an der „Dampfnudel“ errichtet. Harder bedauert, dass es ihm nicht gelungen ist, in Rülzheim wieder eine Straßenfasnacht mit einem Umzug einzuführen. Mittlerweile ist Edi Harder ein Vollblutfasnachter. Der Auftritt auf der Narrenbühne ist für ihn aber immer noch was ganz Besonderes. Zum Fasnachter müsse man geboren sein, aber auch eine gewisse Eitelkeit gehöre dazu, denn ein Fasnachter will gesehen werden. „Wer sich nicht auf die Bühne traut, der darf nicht zur Fasenacht gehen.“ Sein närrisches Blut hat er auch an seine Kinder weitergegeben. Die beiden Töchter stehen in der Bütt, der Sohn hat anfangs im Ballett mitgetanzt, bis ihm das Fußball spielen mehr Spaß machte.
Harder hat im elterlichen Betrieb erst eine Bäckerlehre absolviert, dann auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur. Danach studierte er in Mainz und Saarbrücken Wirtschaftspädagogik und Betriebswirtschaftslehre, übernahm die elterliche Bäckerei, machte „so nebenbei“ seinen Meister und ist dann zur Handwerkskammer als Ausbildungsbetreuer gewechselt. Heute widmet er sich wieder verstärkt der eigenen Bäckerei. Kommunalpolitisch ist Harder seit 2000 aktiv. Als Vorsitzender der Freien Wähler sitzt er seitdem im Gemeinderat und ist Zweiter Beigeordneter.