Die Vorgeschichte des Rülzheimer Karnevals reicht zurück in die Zeiten vor dem ersten Weltkrieg, in denen besonders Altbürgermeister Stenner in Verbindung mit der Familie Wagner (Gasthaus zum Anker) der Initiator des närrischen Treibens war. Das Rülzheimer Narrentreiben ist aller als das der meisten Gemeinden und sogar Städte der Südpfalz und die Alten schmunzeln heute noch, wenn das Gespräch auf diese alte Tradition kommt.
Hatte sich der damalige Fasching einzig und allein auf das Narrentreiben am Fastnachtdienstag beschränkt, so ging der heutige Karneval verein nach seiner Gründung im Jahre 1954 völlig neue Wege. In den Vorkriegsjahren, auf das Narrentreiben in den Straßen beschränkt, eroberte sich der Rülzheimer Karneval in seiner rheinisch ausgerichteten Art bald die Herzen aller Rülzheimer. Die vereinsmäßige Ausrichtung des Rülzheimer Faschings kam nicht von ungefähr, galt es doch, die moralischen Auswüchse des wilden Karnevals zusteuern und die Veranstaltungen zu kulturellen Höhepunkten im Rülzheimer Vereinsleben werden zu lassen.
Das durch Fernsehen und Rundfunk verwöhnte Publikum stellt immer höhere Ansprüche an die einheimischen Amateure und dabei ist zu bedenken, dass die Rülzheimer Narren nichts auf die Bühne bringen, das aus fremder Feder stammt. Jedes gesprochene, geschriebene oder gesungene Wort ist eigenes Erzeugnis irgendeines Mitgliedes der Rülzheimer Narrengilde. In den letzten Jahren ist die KGR zum Sammelpunkt vieler Talente geworden und hier finden sich alle zusammen, welche außerhalb der närrischen Saison sich in den verschiedensten Rülzheimer Vereinen betätigten. Das Paradestück des Vereins sind die Hofsänger, ursprünglich „Klingbachlerchen" genannt, die in den vergangenen Jahren auch schon auf fremden Bühnen Lob und Anerkennung ernten konnten. Sie gastierten in Germersheim und in Rhodt, wo sie von einer neutralen Presse mit höchstem Lob bedacht wurden.
Als einziger Rülzheimer Verein gibt die KGR eine Vereinszeitung heraus, den „Kontakt", der seine Mitglieder in unregelmäßigen Zeitabständen über das Vereinsgeschehen unterrichtet und sich in den stetig steigenden Mitgliederkreisen großer Beliebtheit erfreut. Die Zeitung des Vereins liegt wieder in den Händen von Hans Kaufmann, dem eigentlichen Initiator des gesamten Vereinsgeschehens, dem seine Vorgänger als treue Mitarbeiter zur Seite stehen. Leider muss Kaufmann einen Großteil seiner Freizeit dem Wohl der Gemeinde widmen, wo er als zweiter Bürgermeister verantwortlich zeichnet. Heute schon ist im Hinblick auf die kommende Saison in den Kreisen des Karneval Vereins große Mobilmachung, versucht man doch in diesem Jahre völlig neue Wege zu beschreiten, die in organisatorischer, wie auch finanzieller Hinsicht eine starke Belastung bedeuten.
Der „Narrenexpress" wird in dieser Saison das beherrschende Element im Rülzheimer Faschingstreiben bedeuten. Etwas Neues, aber etwas Einmaliges, haben sich die Rülzheimer Narren einfallen lassen, wollen sie es doch wagen, als Mittler zwischen rheinischen und alemannischen Faschingsbräuchen aufzutreten und für die Rülzheimer aus den beiden Füllhörnern der Freude das Beste schöpfen.
Rund um den Narrenexpress (ein Straßenbahnzug en miniature) wird sich etwas tun, was Rülzheim noch nie erlebt haben dürfte, was auch für die engere und weitere Umgebung unserer Gemeinde als einmalig
bezeichnet werden muss.
Eine Prunksitzung im Freien, bzw. in den Räumen des alten Schulhauses, dürfte der Clou während der drei tollen Tage sein, während der Narrenexpress rollt und der ganzen Südpfalz wird der Beweis erbracht, dass die Rülzheimer es verstehen, die Feste so zu feiern, wie sie eben fallen.
Und all die Männer, welche für diese großen Dinge verantwortlich zeichnen, sind keine Krösuse sind kleine Männer, deren einziger Besitz ihr Idealismus ist und deren Sinn danach steht, sich und anderen Freude zu bereiten.