KG Rot-Weiß "Die Stecher" e.V. Rülzheim

"Ranch" oder "Die Narrenburg" unser Vereinsheim

Im Jubiläumsjahr 1988, nach mühevoller Arbeit, wird ein lang gehegter Traum der Rülzheimer Narren Wirklichkeit. Endlich verfügen wir über ein eigenes Vereinsheim. Der Traum der Realität wurde, ist das Produkt von viel Leistungsbereitschaft seitens der KGR, aber auch viel 'Good will' von der Verwaltung und dem Rülzheimer Gemeinderat.

Ein jeder der in einem Verein aktiv mitwirkt kann ermessen, wie viel selbstständiger eine Gemeinschaft zu agieren im Stande ist, mit eigenen vier Wänden. Für uns Karnevalisten stellten sich im laufe der letzten Jahre, gehäuft die Probleme nach fachgerechter Lagerung von Vereinsutensilien, Trainingsmöglichkeiten in der Ferienzeit oder Gesangsproben nach der Sperrstunde, um nur einige zu erwähnen. Das Problem des eigenen Vereinsheims wurde schon einige Jahre in Fasenachterkreisen diskutiert. Aber einerseits fehlten die Mittel etwas Neues zu bauen anderseits bot sich nichts gebrauchtes an. Doch da war doch die Idee der Innerortssanierung und vor noch nicht allzu langer Zeit hatte die Gemeinde das Anwesen in der Mittleren Ortsstraße 139 erworben. Dieses Gebäude schien von der Lage und vom Baustil her gerade zu prädestiniert zu sei für Vereinszwecke. 

Vereinsheim der KGR

Nach einigen Gesprächen mit dem damaligen Bürgermeister Helmut Braun und einer Besichtigung vor Ort, zeigte die Ampel der Narren 'gelb'. Eines war gewiss: Grün konnte nur der versammelte Gemeinderat geben. Ein Gemeinderat Beschluss im Frühjahr 86 ermöglichte den Beginn der Bauarbeiten. Aus früheren Überlegungen war zwar bekannt, dass ein Heimatmuseum mit eingerichtet werden soll, dies entschied der Gemeinderat jedoch anders. Die Karnevalisten erhielten das erste Stockwerke, und in den geräumigen Erdgeschoß wurde für einen Jugend- und Altentreff eingerichtet.

Bevor der erste Hammerschlag ausgeführt werden konnte, waren selbstverständlich vereinsintern die Weichen für das größte finanzielle Vorhaben der KGR zu stellen. Aus diesem Grund bestand die Vorstandschaft darauf von dem höchstem Organ der Gesellschaft, der Generalversammlung, die Einwilligung zum Projekt "Ranch" zu erhalten. Obgleich die genaue Summe des Umbaus nicht beziffert werden konnte, war eine überwältigende Mehrheit für das Bauvorhaben. Dies war das Zeichen für unsere ganz Eifrigen, die noch am Folgetag die Abfallcontainer bestellten. Ein Rundgang, den die Vereinsführung in dem Chaos, das man allgemein "Die Ranch" nannte hatte dies ausgelöst. Wie war dieses ehemals stolze Gebäude nur in einen solchen desolaten Zustand gekommen?

Erbaut wurde das Haus, neben dem Klingbach, kurz nach der Jahrhundertwende von der Zigarrenfabrik Blasè aus Leibzig. Diese Firma, die eine der führenden in Deutschland war, fertigte hier mit annähernd 100 Mitarbeitern handgearbeitete Zigarren. In dem damals bekannten Zigarrendorf Rülzheim, lebte ein Großteil der Bevölkerung von den qualmenden Produkten. Das verbreitete Aufkommen der industriell hergestellten Zigaretten zeigte nach dem 1. Weltkrieg jedoch das nahe Ende des einheimischen starken Tabaks. Durch staatliche Subventionen konnte das Zigarrenhandwerk noch einige Jahre mit vermindertem Output dahin vegetieren. Eine Folge war, der Besitzerwechsel in der Mittleren Ortstr. 139 , zuerst durch die Firma Volz und dann später nach dem 2. Weltkrieg die Übernahm durch Arnold Feibelmann. Dieser erwarb das Gebäude unter der französischen Militärverwaltung. Längst wurden jedoch keine Zigarren mehr gepresst, das Haus diente als Lager und zu Fermentationszwecken. Durch den Bau der geräumigeren SATACO, in der Rheinzaberner Straße, verlor die Mittl. Ortstr. 139 für Arnold Feibelmann an Bedeutung. Nach einigen Jahren Ruhestand sollte, in der Zeit zwischen den frühen 60er Jahren bis um 1980 um so mehr Action angesagt sein. Zunächst wurde das Erdgeschoß, später auch das 1. Stockwerk, für eine Diskothek ausgebaut. In den 20 Jahren die das Gebäude als Tanzpalast diente, gab es naturgemäß viele Höhen und Tiefen. Besitzerwechsel, Umbauarbeiten, sowie Zweckentfremdungen in die verschiedensten Richtungen veranlassten die Bevölkerung dazu am Guten Ruf des Anwesens zu zweifeln. Exzessive Ausschreitungen in kriminelle Richtung nahm die Ortspolizei zum Anlass den Wirtschaftsbetrieb zu schließen. Das Gebäude lag wieder einmal in einem Dornröschenschlaf. Doch welcher Prinz sollte es diesmal wach küssen?

Der küssende war kein Prinz sondern ein Narr und die Dornen, die in Form von Müll und Abfall zu beseitigen waren, fanden in 5 Schuttcontainern Platz. Im Gebäude fanden sich etliche Gegenstände der Zigarrenhersteller vor. Da diese Museumsreif sind wurden sie fachgerecht gelagert. Die erhaltenswerten Gegenstände nahmen jedoch nur einige Quadratmeter auf dem Dachboden in Anspruch. Man kann sagen, dass außer den Grundmauern alles renoviert werden musste. nach vielen Samstagen an denen die verschiedensten Holzdecken, Verschläge, Theken, Trennwände ja sogar noch vorhandene Separees abmontiert wurden, begann der Wiederaufbau.

Hier zeigt sich aber nun eine einsatzbereite KGR. Es würde sicherlich zu weit ins Detail führen alle anfallenden Arbeiten hier auf zu zählen. Man stelle sich vor eine Arbeitsgruppe arbeitet mindestens einmal in der Woche, fast zwei Jahre lang, in ihrer Freizeit, an diesem Projekt. Schon aus dieser Tatsache ist zu erkennen was alles zu errichten war. Zusammengehalten wurde das Team von einem Fachmann, der unermüdlich zur Sache ging, Dietmar Steiner, zweiter Vorsitzender der KGR. Sein Ziel war es nicht nur möglicht schnell, sondern auch qualitativ exakte Arbeiten auszuführen. So verstand es sich von selbst, dass lieber ein verbrauchter Verputz mehr abgeschlagen wurde, und eine Decke mehr erneuert werden musste, als etwas brüchiges zu überstreichen. Treue Gehilfen hatte unser "Capo" wie er liebevoll genannt wurde von zahlreichen Helfern, wobei gerade die etwas ältere Garde der KGR immer sehr aktiv war, unterstützt. Mit vereinten Kräften gelang es deshalb pünktlich zu unserem 3x11 jährigen Bestehen die Räume fertig zu stellen.

Auszug aus der Festschrift 1988

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